Das Flugschauunglück, an das ein Gedenkstein in der Zufahrt zu Ramsteins Fliegerhorst erinnert, ging nicht zuletzt wegen vieler schwerwiegender Pannen in die Geschichte ein. Einerseits ließen die Amerikaner die vor der Wache aufgefahrenen Rettungskräfte nicht sofort auf den Flugplatz, andere, wie das THW aus Kaiserslautern, wurden gar nicht hinzugerufen, sondern mussten einsatzbereit auf ihrer Wache verbleiben. Durch mangelhafte Sofortversorgung starben deshalb mehrere Menschen oder erlitten bleibende Schäden. Injektionsnadeln der Deutschen passten nicht auf die Infusionen der Amerikaner und umgekehrt. Noch Stunden später irrten Personenbusse mit unterschiedlich schwer verletzten Personen z. B. durch Mannheim auf der Suche nach einer Klinik. Andererseits lernte man dort auch die Wichtigkeit von psychologischer Nachbetreuung der Opfer und Rettungskräfte; denn viele davon waren später traumatisiert, mehrere begingen Suizid.
Zeitverlauf:
Schon in den frühen Morgenstunden reisten Tausende von Flugtagbesuchern an. Die Gesamtzahl der Besucher zum Zeitpunkt des Unglücks wird auf 350.000 geschätzt.
15:40
Beginn der Flugvorführung der Frecce Tricolori
15:44
Bei der zweiten Flugfigur – dem durchstoßenen Herzen – kollidieren drei der beteiligten zehn Flugzeuge. Eines davon stürzt direkt vor der Zuschauermenge zu Boden.
15:45
schwerbewaffnete Militärpolizei drängen die Zuschauer (auch die, die helfen wollten und sich als "First Aid " zu erkennen gaben vom Unfallort ab.
15:46
Beginn der Löscharbeiten
15:48
Das erste amerikanische Rettungsfahrzeug trifft am Unglücksort ein
15:51
Der erste amerikanische Rettungshubschrauber trifft ein.
15:52
Ein zweiter amerikanischer Rettungshubschrauber trifft ein.
15:54
Der erste der beiden Rettungshubschrauber fliegt wieder ab. Die Löscharbeiten werden beendet.
16:10
Der Rettungshubschrauber Christoph 5 aus Ludwigshafen landet.
16:11
Der Rettungshubschrauber Christoph 16 aus Saarbrücken landet.
16:13
10 amerikanische und deutsche Rettungsfahrzeuge treffen ein.
16:28
Ca. 10–15 weitere Rettungsfahrzeuge treffen ein. Bis zu diesem Zeitpunkt sind acht Rettungshubschrauber (US, ADAC, SAR) an der Unglücksstelle.
16:33
Der erste Rettungshubschrauber der Rettungsflugwacht trifft ein
16:35
Der Notarzt eines Rettungshubschraubers über Funk:
Wir suchen ständig verbrannte Patienten, die uns von den Amerikanern aus der Hand gerissen werden und vollkommen unversorgt abtransportiert werden. Man hat uns gesagt, es wäre niemand mehr da.
16:40
Der erste Tieflader zum Abtransport von Toten fährt vor.
16:45
Ein zweiter Tieflader zum Transport von Toten trifft ein.
16:47
Zu diesem Zeitpunkt hatte die Rettungsleitstelle in Kaiserslautern keine Angaben über das Ausmaß des Unglücks, wie aus dem Funkverkehr ersichtlich ist:
Ja, das ist das Problem. Wir wissen noch gar nicht, was da vorliegt, wie viele Verletzte und was da alles ist. Der Leitende Notarzt hat noch keine Rückmeldung gegeben. Er will sich erst ein Bild verschaffen.
17:00
Etwa um diese Uhrzeit treffen am Unglücksort mehrere Notärzte mit Rettungshubschraubern ein. Diese dazu später:
Bei dem Eintreffen etwa kurz nach 17:00 Uhr waren dort keine Verletzten mehr zu finden. Wir konnten sehen, dass die letzten Schwerverletzten in amerikanische Hubschrauber verladen wurden. Wir konnten noch einzelne Pritschenfahrzeuge sehen, auf denen Verletzte lagen, die abgefahren wurden. Nachdem es nicht gelang, einen Einsatzleiter bzw. einen Ansprechpartner zu finden […] haben wir uns auf eigene Initiative hin mit dem Rettungshubschrauber zum Johannis-Krankenhaus nach Landstuhl begeben. Auf mehrfaches Befragen verschiedener Einsatzkräfte, Sanitäter und Polizeibeamten konnte niemand einen Einsatzleiter nennen. Ich habe auch nach einem Leitenden Notarzt gefragt, um koordinierend in die Rettungsmaßnahme eingreifen zu können. Es gab keinen.
18:05
Ein an den Rettungsmaßnahmen beteiligter Rettungshubschrauber landet am amerikanischen Militärkrankenhaus in Landstuhl. Dazu der Notarzt später:
Wir haben dort eine Vielzahl von schwerst verbrannten, schwer verletzten Patienten, die völlig unversorgt waren, vorgefunden. […] Als ich in Landstuhl landete, lagen Schwerstverbrannte unversorgt teilweise auf Bretterbohlen, und keinerlei Ärzte waren vor Ort. Nachdem ich eine Verletzte versorgt und der Krankenschwester, die mit uns geflogen war, zur Überwachung gegeben hatte, bin ich noch 10 Minuten auf dem Hubschrauberlandeplatz des Militärkrankenhauses umhergelaufen und habe mehrere Verletzte versorgt und zu keinem Zeitpunkt einen amerikanischen Kollegen getroffen.
18:20
Abtransport der Leichen mit den beiden Tiefladern.
18:30
Am Klinikum in Ludwigshafen kommt ein Bus mit Verletzten an. Ein Professor des Klinikums dazu später:
In dem Bus befanden sich fünf Schwerstverletzte. Es war kein Arzt bei diesem Transport. Lediglich ein ortsunkundiger und des Deutschen nicht mächtiger Fahrer hatte offensichtlich eine Irrfahrt durch Ludwigshafen gemacht, bis er das Krankenhaus fand.
Es wurden nicht alle Verletzten mit Hubschraubern und oder Rettungswagen abtranportiert. Es herrschte ein absolutes Chaos und die Amerikaner transportierten Verletzte zum Teil auf offenen Pickup Fahrzeugen ab, die nicht auf speziellen Rettungswegen, sondern an den abwanderden Zuschauern vorbei fuhren. Es war ein schrecklicher Anblick, Menschen mit verkohlten Kleiderfetzen und herabhängender Haut, sich vor Schmerzen krümmend auf diesen Fahrzeugen zu sehen.