Zur Zeit bin ich bei der Überholung einer alten Innenausstattung. Wer seine Polster reinigen will steht meistens vor einem großen Problem.
- Polsterschaum oder Teppichschaum: Erhältlich in großen meist recht teueren Dosen. Anwendung: Auf Sitz aufsprühen, mit Bürste einarbeiten, nach drei Stunden absaugen. Fertig.
Praxis: Auf Sitz aufsprühen, mit Bürste versuchen, den Schaum zu bändigen. Mit Bürste hin und herschieben und versuchen zumindest einen Teil ins Gewebe zu drücken. Drei Stunden warten. Absaugen. Polster meist noch schmutzig, nun auch noch fleckig. Danach eine halbe Stunde die Fenster vom Spraynebel befreien.
-Nass Trocken Sprühreinigungsstaubsauger: Leihbar in größeren Supermärkten oder Teppichläden. Anwendung: Ausleihen, Reiniger und Wasser einfüllen, einschalten. Polster einsprühen. Saugfunktion zuschalten. Teppich absaugen.Fertig. Praxis: ca. für 20 Euro Staubsauger ausleihen. Dazu für 40 Euro Reinigungskonzentrat kaufen, das im Gerät verwendet werden darf. Gerät nach hause schleppen. Nach Gebrauchsanweisung hetzend anwenden mit mittelmäßigem Ergebnis. Staubsauger reinigen und unter Mißachtung sämtlicher Verkehrsregeln zum Laden fahren der dann meist schon geschlossen hat.
-Spüli & Bürste: Anwendung. Spüli in heißes Wasser geben. Mit Schwamm und Bürste auf Sitz verreiben. Abtrocknen lassen. Praxis: Auto für mehrere Stunden wegen nasser Sitze unbenutzbar. Noch tagelang angelaufene und schmierige Scheiben. Reinigungswirkung mäßig.
Es ist ja nicht so als hätte ich das alles nicht schon durchprobiert.
Diesmal sollte es ganz anders werden. Im RTL-Shop gibt es ein Handshamponiergerät mit Reinigungsflüssigkeit. Stolze 40 Euro kostet das Set aber der alte Mann am Fernsehen verbringt damit wahre Wunder. Also bestellt.
Eine Schale mit Wasser und viel zu viel Reiniger vorbereitet. Alle Polsterteile (und das sind ganz schön viele) nach Vorschrift abgeschruppt. EIgentlich sind die Polster und Teppiche danach nur abzusaugen, doch zurück bleibt an stumpfer leicht klebriger Film. Wie nun also wieder rausbekommen. Gegoogelt. Ein Hochdruckreiniger. Ja sowas hab ich. Bei den Empfindlichen Türpappen hab ich lediglich abgesaugt. Die Teppiche und ein Vordersitz bekamen Hochdruckbehandlung. Die Wirkung auf den Teppichen war recht annehmbar. Nicht perfekt aber das Maximum was man mit normalen Mitteln rausholen kann. Bei den Sitzen....Naja erst war ich zufrieden. Doch der Sitz trocknete trotz praller Sonne nicht ab. Tags später fing er auch noch an muffig zu riechen.
Jetzt reichts! Es sollte ohnehin Sitzheizung nachgerüstet werden. In meiner letzten Verzweiflung - Jetzt komms wie es wolle - hab ich den Sitz komplett zerlegt. Nach niederdrücken der Sitzfläche kann man den eingenähten, versteifenden Pappstreifen aushängen. Hinten am Sitz ist der Bezug durch einen Plastikstreifen befestigt der verkantet in einem Schlitz steckt. Zusätzlich sind mit einer Kneifzange 8 Eisenösen aufzuknipsen, diese werden später durch Kabelbinder ersetzt. Aus dem Bezug werden noch 3 Drahtverstärkungsstangen gezogen. Kopfstütze und Rückenlehne funktionieren ähnlich. Das ganze Schlonz hab ich dann genommen und unter warnenden und abratenden Hinweisen meiner Mutter in die Waschmaschine gesteckt. Extra Wasser, Vorwäsche, Schongang 40 ° (Wolle). Waschpulver und Oxi-Produkt und danach schön Weichspüler. Eingeschaltet und zum China-Mann essen gegangen. Ich kam mir vor, als hätte ich gerade meine Katze an der Raststätte ausgesetzt. Ein schlechtes gewissen hat ich. Aber es komme wie es kommt. Und wenns kaputt sei isses auch grad egal. Das Ergebnis war überwältigend gut. Fast wie neu (lediglich wenige Flecken muss ich noch manuel entfernen. Danach das ganze in den Trockner. Niedrigtemperatur aber Extratrocknen. Soweit so gut, die Teile sind sauber. Denn Polsterkern des Hochdruckgeschädigten Stuhls kam gleich hinterher. Der trocknet sonst nie.....
Morgen gehts weiter. Stuhl wieder zusammensetzen und zwei Brandlöcher ausbessern. Wie das geht. Sag ich euch beim nächsten Mal.
Es verbleiben noch Türpappen und Mittelkonsole. sowie Türgriffe. Die waren schon gräulich. Aber Mama hat ja zum Glück einen Dampfreiniger. Der wirkt bei sowas wunder. Normalerweise. Diesmal zeigten sich die Teile gänzlich unbeeindruckt. Was tun. Reinigungsmittel hab ich zuhauf, doch welches nehmen. Diesmal fiel mir beim besten Willen nichts ein. Doch dann erinnerte ich mich an Schmutzradierer. Kleine Schaumstoffblöcke mit Wunderwirkung. Leicht angefeuchtet hab ich mich - der agressiven abtragenden Wirkung bewusst - mich vorsichtig ans bedruckte Kunststoff gemacht. Wirkung. EInfach fantastisch. Der Schmutz rückte beeindruckt ab. Versiegelt hab ich das ganze mit seidenmattem Sonax Tiefenpfleger. Meiner Geheimwaffe bei Opelplastik. Ergebnis. Wie neu.
Einstiegsleisten. Normalerweise aus beigem Plastik waren diese Leisten vermutlich aus einem Schrottwagen in praller Schrottplatzsonne ohne Türen Grau und Rot. Ein Forumskollege riet mir zur Bürste. Doch das Plastik war tot. Das war klar. Ersatz war schwer zu besorgen. Soviel wollte ich dennoch nicht mehr investieren. Also im Baumarkt die Leiste einscannen lassen (Rückseite war noch gut). Farbe anmischen lassen, mit Schaumrolle aufgetragen. WIrkt gut!