Erklärt mir bitte mal das Wattgestänge

  • #3

    Hmmm, jetzt war schon wieder jemand schneller als ich...


    Ich setze meinen Text jetzt aber trotzdem nochmal hier rein:


    Bei den alten Opel-Hecktrieblern mit Starrachse ist die HA im Prinzip nur mit 2 Längsstreben (nach vorne hin) am Unterboden befestigt.
    Da diese Streben jeweils am der HA und am Unterboden in Gummidämpfungsbuchsen gelagert sind, ist diese Verbindung sehr beweglich.
    Die HA ist damit aber nur in Längsrichtung mit der Karosse fest verbunden, d.h. die HA hat nach vorne und nach hinten keine Bewegungsmöglichkeit (außer das was die Dämpfungsgummis zulassen)
    In der Querrichtung sieht das anders aus.
    Da ist die HA nur durch den Panhard-Stab mit der Karosse verbunden.
    Der Panhard-Stab ist mit dem einen Ende mit der HA (außen, im Bereich der SToßdämpfer) und mit dem anderen Ende auf der gegenüberliegenden Seite am Unterboden befestigt und soll so eine Querbewegung der HA verhindern.
    Deutlich zu merken ist das, wenn man den Panhard-Stab ausbaut.
    Dann kannst Du die Karosse ca. 10cm zu jeder Seite über die HA schieben.
    Diese seitliche Bewegungsmöglichkeit wird dann nur noch durch die Stoßdämpfer eingeschränkt.
    Da der Panhard-Stab eine starre, in der Länge nicht variable Verbindung ist, hast Du das Problem, daß, wenn die HA ein- oder ausfedert, sich diese zur Seite verschiebt.
    Legst Du z.B. einen Manta um 80mm tiefer, verschiebt sich die HA um ein bis zwei Zentimeter zu einer Seite (ich weiß jetzt nicht genau ob nach rechts oder nach links, auf jeden Fall zu der Seite wo der Panhard-Stab mit der Achse verbunden ist).
    Das bedeutet VA und HA laufen nicht mehr in einer Spur.
    Bei breiten Reifen hast Du dann auch noch das Problem, daß auf einer Seite mehr gebördelt werden muß.
    Diese Verschiebung der HA kannst mit einem einstellbaren Panhard-Stab ausgleichen, indem Du diesen Stab in der Länge etwas verkürzt.
    So ziehst Du die HA wieder in die Mitte der Karosse.
    Aber auch hier hast Du das Problem, daß sich die HA beim Ein- und Ausfedern seitlich verschiebt, da die Querverbindung der HA mit der Karosse immer noch starr ist.


    Und nun kommt das Watt-Gestänge ins Spiel:


    Das Wattgestänge wird anstelle des Panhard-Stabs eingebaut.
    Grob gesagt besteht das Wattgestänge aus 2 Panhard-Stäben.
    Jeder wird mit der Karosse und mit der HA (in der Mitte am Diff.), einer rechts und einer links, verbunden.
    Die Besfestigung am Diff. ist so eine Art Gelenk, wo an dem einen Ende der rechte "Panhard-Stab" angeschraubt wird und am anderen Ende der linke "Panhard-Stab".
    Durch diese Gelenk und dem geteilten Panhard-Stab mit zwei Begestigungen am Unterboden hast Du keine starre Querverbindung der HA zum Unterboden mehr.
    Durch diese Konstruktion ist der "Panhard-Stab" in der Länge variabel und Du hast nicht mehr das Problem, daß die Karosse beim Ein- oder Ausfedern seitlich über die HA wandert.
    So laufen VA und HA immer in einer Spur.


    Hab im Netz mal ein Bild gefunden.


    Ansonsten kann man das Prinzip auch hier gut nachlesen.

  • #4

    oh, ging ja schnell.
    danke für die ausführliche erklärung!


    ein paar fragen bleiben aber offen.
    und zwar:


    wieso wurde ein panhardstab verbaut, wenn er doch diese querverschiebung beim einfedern zulässt. das ist doch selbst bei standart autos, also ohne breite schlappen wo es auf bördeln usw. ankommt, nicht unbedingt gut oder? der querversatz der achse beim einfedern belastet doch auch radlager in axialer richtung und erhöhter reifenverschleiß usw. oder ist das alles vernachlässigbar?
    wurde der panhardstab also nur aus kostengründen verbaut, weil es einfach billiger ist als ein wattgestänge? oder gibts andere gründe?


    und warum wurde die HA die durch diese längsstreben gehalten wird eigentlcih mit 2 gummibuchsen gehalten? hätte da nicht auch eine pro seite ausgereicht, also die strebe an der achse hinten anschweißen und nur vorne an der karosserie per buchse beweglich lagern? dadurch würde sich das spiel das durch die buchsen entsteht doch schon fast halbieren oder nicht?
    weil bei moderneren verbundlenkerachsen wie zb. astra-g ist die achse doch auch nur an der karosse durch buchsen gelagert, und hat trotzdem sowenig querversatz das kein panhardstab benötigt wird.


    und wieso gibts die wattgestänge nicht mit TÜV gutachten? gefährdend oder was? oder einfach nur weils ne art von "selbstgebastelt" ist und die verstärkungen die da angeschweißt werden einfach nicht getestet wurden?

    Einmal editiert, zuletzt von Gisinog ()

  • #5

    Zu Deinen noch offenstehenden Fragen:


    Der Einbau eines Panhard-Stabs ist erheblich kostengünstiger als dieses Wattgestänge.
    Einfach nur eine Stahlstrebe mit jeweils einer Gummibuchse, ein Halter an der Karosse einer an der HA und fertig.
    Beim Wattgestänge ist erheblich mehr und hochwertigeres Material notwendig.


    Ich hab mich vielleicht falsch ausgedrückt:
    Da die HA ja während der Fahrt fest auf dem Boden ist, wird beim Ein-und Ausfedern natürlich die Karosse seitlich verschoben.
    Auf Radlager und Reifen etc. entsteht durch diese Verschiebung keine höhere Belastung bzw. ist zu vernachlässigen.


    Du kannst die Starrachse nicht mit der Verbundlenkerachse vergleichen, da die Starrachse ja die angetriebene Achse ist, d.h. der volle Schub des Motors wird darüber auf die Straße übertragen.
    Bei der Verbundlenkerachse laufen die Räder einfach nur mit.
    Und um diese Kräfte einwenig zu dämpfen sind an den Längsstreben vorn und hinten die Dämpfungsgummis vorhanden.


    Ein Clubkollegen ist mit einem Kadett CQP damals Rallye gefahren und hatte an diesen Längsstreben die Serien-Dämpfungsgummis durch PU-Buchsen ersetzt.
    Durch hat er sich alle Nase lang diese Streben verbogen, da die Kraft "ungedämpft" an die Karosse weiterging.
    Okay der Einsatz im Motorsport ist natürlich eine erheblich höhere Belastung auf sämtliche Teile.


    Ich kenne Wattgestänge eigentlich nur aus dem Motorsport und dort ist TÜV (bis auf einige Ausnahmen) uninteressant.
    Denke aber, per Einzelabnahme sollte eine Eintragung nicht das Problem sein.

    " Für Leute mit Spaß am Fahren - Kadett GTE "



    Interne Infomappe zum Kadett D GTE (Mai ´83)


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