Mahlzeit,
da ich selber jeden Tag 40-Tonner fahre, kann ich Euch sagen, daß es nicht nur die alten Leute sind, die solche Unfälle bauen. Wir dürfen auf der Landstrasse nunmal nur 60 km/h fahren. Was meint Ihr, wie oft ich da in der Bremse stehe, weil mal eben schnell noch jemand vorbei will ? Da wird überholt, auf Teufel komm raus, und zwar an Stellen, wo nur Geistegestörte überholen: Bei Gegenverkehr, in unübersichtlichen Kurven, über Kuppen hinweg. Die Leute sehen nicht, wo sie hinfahren, aber halten voll drauf ! Ich weiß nicht mehr, wie oft, ich mich schon in Lebensgefahr gebracht habe, weil jemand mich überholt hat.
Die Krönung war der Heldennotausgang: Ich bin in den Graben gefahren und der Zug ist auf die Seite gekippt, damit ich das Auto nicht unter mir begrabe. Ich hatte nur ein paar blaue Flecken und der Laster hat gut was abbekommen. Hätte ich das Auto frontal erwischt, wäre aus dem Auto niemand lebend rausgekommen. Er (dynamischer Mittvierziger vom Typ Handelsvertreter) wollte nur mal eben fix vorbei, weil er es ja so furchtbar eilig hatte. Das Ende vom Lied: Das Auto war weg, weil ihm ja nichts passiert ist. Die Polizei behauptete, ich wäre um Steuer eingeschlafen und deshalb bekam ich die Schuld. Mein Chef war begeistert, da die Kosten alle an uns hängen geblieben sind.
Wenn Ihr in den Verkehrsnachrichten hört, daß es einen Lkw-Unfall gab, dann sind es viel öfter die ungeduldigen Autofahrer schuld, als man meint. Da den Autos aber nichts passiert, sind die dann über alle Berge und wir (die Lkw-Fahrer) haben dann ernste Erklärungsnöte, weil uns die Geschichte vom verschwundenen Auto keiner abkauft.
Laster in der Kurve umgefallen: Zu schnell. Fertig. Von schneidenden Autos ist da nie die Rede, aber die bingen die Fuhre erst in Wanken, weil der Lastwechsel in der Kurve das Fass zum Überlaufen bringt. Hatte ich vor zwei Wochen auch. Autobahnkreuz: Ich will abbiegen und bin schon am Ende des Verzögerungsstreifens, als eine Frau (ca. 35) sich noch vollbremsenderweise mit ihrem Astra Kombi (Autotyp tut aber nichts zur Sache) vor meinen Laster klemmt. Um sie nicht abzuschießen, steige ich in der Kurve in Klötze und der Zug fängt an, sich aufzuschaukeln. Fazit: Das Mädel war weg, ich konnte nur noch mit 70 bis zum nächsten Rastplatz weiterfahren, weil durch das Schaukeln und das Verwinden des Aufliegers die Plane aufgesprungen war. Das Richten hat mich etwa eine Stunde meines knappen Wochenendes gekostet, nur weil mal wieder jemand schnell noch vorbei wollte.
Deswegen rate ich immer: Nehmt Euch Zeit, nicht das Leben. Ob Ihr an der nächsten Ampel vor oder hinter mir steht, macht den Kohl nicht fett, aber es kann mitunter Euer und das Leben Eurer Mitmenschen verlängern.
Zu der Sache mit dem Führerschein:
Ich muss alle fünf Jahre ein augenärztliches und ein allgemeinmedizinisches Gutachten erstellen lassen, um meinen Führerschein (CE, ehemals Klasse 2) verlängern zu lassen. Ich bin 31 und inzwischen ist das für jeden CE-Inhaber (ungeachtet irgendwelcher Stichtag Regelungen) Pflicht. Das heißt, daß man mit 23 die Gutachten braucht, wenn man mit 18 CE gemacht hat. Ich bin der Meinuung, daß jeder Führerscheininhaber (egal welche Klasse) alle fünf Jahre nachweisen müsste, daß er/sie noch in der Lage ist, ein Kraftfahrzeug zu führen. Ich würde da einen entsprechenden Check beim Arzt einführen (muss ja keine wilde Sache sein: nur Augen und, daß Arme und Beine noch dran sind). Dann aufs Strassenverkehramt und nen Bogen (ähnlich Theorieprüfung) ausfüllen, in dem die Neuerungen der letzten fünf Jahre aus dem Verkehrsrecht behandelt werden. Wenn beides positiv ist, wird der Führerschein verlängert, sonst Fußgänger.
Es sind nicht nur alte Leute, deren Augen schlechter werden und die manche Neuerung im Verkehrsrecht nicht mitbekommen. Sowas müsste man ja nicht so wahnsinnig teuer gestalten Ca. 50 Euro alle fünf Jahre halte ich nicht für überteuert). Über die genaue Regelung sollen sich dann Leute Gedanken machen, die dafür teuer bezahlt werden. Aber auf diese Weise hätte man ein gewisses Mindestmaß an aktiver Verkehrssicherheit gewährleistet.
Ich höre aber schon den Aufschrei, daß man so die freien Bürger entmündigt und in ihren Persönlichkeitsrechten einschränkt. Trotzdem bin ikch der Meinung, daß niemand einen rechtlichen Anspruch auf einen Führerschein hat, wenn er/sie nicht die Mindestvorraussetzungen erfüllt.
Soviel als Wort zum Freitag
Gruß
Martin