Hallo Forumsmitglieder,
ich möchte einmal berichten, wie ich bei meinem Kadett Caravan
Automatik 1,6l Bj. 1990 die Antriebsmanschette ohne Spezialwerkzeug gewechselt habe.
-Zuerst habe ich die große 30mm-Kronenmutter, die man sieht, wenn
die Zierblende abgenommen ist, entsplintet und etwas gelöst. Es erleichtert den späteren Einbau, wenn man vorher die Lage der Mutter und des Splintes durch einen Meißelschlag kennzeichnet.
-Radmuttern etwas lösen,
-Wagen aufbocken,
-Rad abnehmen,
-Kronenmutter abschrauben und umgekehrt aufschrauben, bis sie fast bündig steht mit dem Gewinde,
-Lenkrad nach der Seite einschlagen, auf der man gerade arbeitet,
-Kronenmutter des Traggelenkes (unter der Antriebswelle) entsplinten und mit 18mm-Ringschlüssel abschrauben. Vorher habe ich mir die Lage der Kronenmutter durch einen Meißelschlag gekennzeichnet, um die Anschraubposition sicher wiederzufinden.
-Nun muß man das Traggelenk/den Querlenker vom Federbein lösen.
Ich hatte kein spezielles Abdrückwerkzeug, und die "Haudraufmethode" brachte mich auch nicht weiter. Ich habe zwischen die Kante des Querlenkers und die Kante der Führungsbuchse für das Traggelenk einen Stahlkeil/1-2 Meißel
getrieben, um eine hohe Vorspannung zu erreichen. Zwischen den Treibschlägen gab es immer wieder einmal einen kräftigen Löseschlag mit einem stabilen Durchschläger direkt auf die Führungsbuchse. So gelang die Trennung. Es gab einen kleinen
Knacks, und das Traggelenk stand 5-6mm aus der Führung heraus.
-Nun konnte man mit etwas Kraft das Traggelenk nach unten ziehen und das Federbein nach hinten wegdrehen und mit einem Seil fixieren.
-Ein Hammerschlag auf die große Kronenmutter (mit Holzzwischenlage) löste die Antriebswelle in der Radnabe, und man konnte die Welle herausziehen.
-Die alten Spannbänder und die defekte Manschette habe ich mit einem Seitenschneider aufgeschnitten und abgenommen.
-Es ist wirklich leichteres Arbeiten, wenn man nun die ganze Welle
abnimmt:
-Das Ende des großen Spannbandes am inneren Gelenk mit einem Schraubendreher leicht anheben und ausrasten. (Das Band kann wieder verwendet werden).
-Die ganze Gelenkwelle aus dem inneren Lager herausziehen (ging ganz leicht),
-Nun sehr aufpassen , daß jedes einzelne der drei sternförmig
angeordneten Nadellager des inneren Gelenks zusammenbleibt.
Es kann nämlich passieren, wenn man wild hantiert, daß der äußere Ring eines Nadellagers abfällt und die darunter liegenden
Nadeln verlorengehen. So ist es mir nämlich passiert, und ich mußte die Nadeln wieder zusammensuchen: mit einem Magneten in der dünnflüssigen Schmiere der Manschette und sogar in den groben Profilen meiner Schuhsohlen. Wenn die Nadeln vollzählig vorhanden sind, müssen sie den ganzen Kreisbogen auf der Achse lückenlos ausfüllen. Sonst weitersuchen! Wenn einem dieses Mißgeschick passiert, sollte man auf die Achse ein festeres Fett gerade so dünn auftragen, daß die Nadeln darin kleben bleiben.
-Ganz sicher geht man, wenn man außen die drei Lager säubert und über alle gemeinsam ein Isolierband spannt. Dann können die Ringe nicht mehr abfallen.
-Nun sollte man die Welle in einen Schraubstock spannen, den Sicherungsring im äußeren Lager mit einer Spreizzange auseinanderdrücken und gleichzeitig das Gelenk herunterziehen. Wenn es klemmt, mit Hammer und Durchschläger abtreiben, was dann mit vier Händen besser geht.
Zusammenbau mit neuer Manschette, Spannbändern und Fett (gibt
es im Set zu kaufen, 19EUR):
-kleinen Spannring der neuen Manschette aufschieben,
-Manschette aufschieben (über den Montagepunkt hinaus bis etwa
Wellenmitte),
-äußeres Gelenk auf die vom Schraubstock gehaltene Welle aufschieben (Sicherungsring öffnet sich durch den Druck allein und rastet ein),
-das Fett 1 Tube in die Manschette drücken,
-Manschette in Einbauposition bringen und mit den VA-Spannbändern festsetzen. Ich habe sie mit einer langhebeligen Kneifzange scharf zusammengezogen.
-das Fett des inneren Lagers ergänzen (1/2 Tube),
-Welle in das innere Lager stecken,
-das große Spannband festrasten,
-Welle in die Nabe/Radlager stecken,
-Traggelenk in die Führungsbuchse bringen,
-Kronenmutter des Traggelenks auf die alte Splintposition bringen,
-Splint aufstecken,
-große Kronenmutter anziehen,
-Rad anschrauben,
-Wagen abbocken,
-Radbolzen mit Drehmomentschlüssel anziehen,
-große Kronenmutter in die alte Versplintungslage bringen,
-Splint einsetzen.
Mit freundlichem Gruß
wolfgnag